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DSB-Einzelmeisterschaft 2016
(von Anton Lindenmair, Augsburg)




vom 21. - 29. Oktober fand in Lübeck die 87. Einzelmeisterschaft des Deutschen Schachbunds statt.
Der DBSB war diesmal durch Frank Schellmann aus Halle vertreten. Am Turnier nahmen in diesem
Jahr nur 26 Spieler teil, das ist weit unter der für dieses Turnier vordefinierten Zahl.
Frank war an Nummer 26 gesetzt. Nach 9 Runden standen 5 Remispartien und 4 Niederlagen auf
seinem Konto. Mit 2,5 Punkten konnte er sich damit gegenüber der Setzliste um einen Platz
verbessern.

Auf den Internetseiten des NDR war über Frank folgendes zu lesen:

Sehbehinderter tritt bei Schach-Meisterschaft an
(Quelle: ndr.de - von Thorsten Philipps)

70 Schachfans

Und so sitzt Schellmann seinem Gegner auch nicht direkt - sondern schräg gegenüber. Jeder der
beiden spielt die Partie auf einem eigenen Brett. 70 Schachfans stehen um die 13 Tische im Hotelsaal
des Lübecker Holiday Inn, wo die DM ausgetragen wird, und starren auf die Spielbretter. Schellmann
sitzt mit seinem Gegner in einer Ecke etwas abseits. Und das aus gutem Grund: "Bei mir wird ja
ausnahmsweise am Tisch geflüstert, damit ich die Züge mitbekomme, wäre mein Tisch mitten im Saal,
würde ich die anderen Spieler unnötig stören", sagt der studierte Informatiker.

Läufer bedroht, Dame geschlagen
"Emil 5 schlägt Dora 4", flüstert Schellmanns Gegner und tippt auf die Stoppuhr. Schellmanns Bauer
ist geschlagen, sein Läufer wird bedroht. Schellmann beugt den Kopf über das Spielfeld - und tastet
jede Figur ab. Dann lehnt er sich zurück und fasst sich mit den Händen an den Kopf: "Puhhh", chnaubt
er und verharrt so zweieinhalb Minuten, bevor er antwortet: "Dame, Dora 1 schlägt Dora 4". Seine
Dame schlägt den Bauern.

"Fühle mich integriert und akzeptiert"

Sein Duellgegner, Jens Hirneise, Landesmeister aus Sachsen, verlangt ihm volle Konzentration ab.
"Ich mache keinen Unterschied, ob ich gegen einen sehenden oder blinden Spieler antrete", sagt der
24-Jährige. Für Schellmann geradezu eine beruhigende Aussage, denn er will bis auf seine
Spezialfiguren und das Brett keine Extrawurst. "Ich fühle mich hier beim Schachspielen so integriert
und akzeptiert wie sonst nirgendwo", sagt er.

Beste Spieler Deutschlands

Die meisten seiner 2.000 Wettkampfpartien hat er gegen sehende Gegner gespielt. Zum dritten Mal
nimmt er als bester Blinder an der Deutschen Meisterschaft teil. "Schach ist mein Leben, und es erfüllt
mich natürlich mit Glück, dass ich mich hier mit den besten Spielern Deutschlands messen darf",
lächelt der Hallenser. Immer an seiner Seite auf den Deutschen Meisterschaften ist der Nationaltrainer
des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Wilfried Bode, der während der Partie Frank Schellmann
Orangensaft und Kuchen serviert. "Frank hat ein außergewöhnliches Gedächtnis: Dass er hier so gut
mithalten kann, zeigt, dass gute Leistungen auch mit einer Behinderung möglich sind", sagt er.

Ende mit Handschlag

Das beweist Schellmann am Ende auch in der Partie gegen Hirneise: Remis nach sechs Stunden
Räuberschach. Beide nehmen sich gegenseitig so viele Figuren gleichzeitig ab, dass keinem ein
entscheidender Vorteil gelingt. Zum Schluss sind nur noch Bauern und die Könige im Spiel, ein
Durchkommen im Bauern-Endspiel nicht mehr möglich. Das Match endet, wie es begonnen hat, mit
einem Handschlag zwischen den beiden. "Ich habe ihn bestimmt nicht unterschätzt, das war echt
anstrengend", erkennt Hirneise die besondere Gedächtnisleistung von Frank Schellmann an. Der nickt
und lächelt. "Das war knapp, mein Akku ist nun erst mal leer", sagt Schellmann.






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