Dr. Helmut Reefschläger verstorben
(Quelle: Chessbase vom 07.12.2015)
Vergangenen Freitag verstarb in Baden-Baden nach seinem zweiten Herzanfall Dr. Helmut Reefschläger.
Reefschläger, Jahrgang 1944, gehörte zeitweise zu den besten deutschen Schachspielern. 25 mal spielte
er in der Deutschen Nationalmannschaft. Vor allem aber war Reefschläger ein überaus charmanter,
eloquenter und humorvoller Zeitgenosse.
In den 80er Jahren betreute Helmut die Nationalmannschaft des Deutschen Blinden- und
Sehbehinderten-Schachbunds. So war er u.a. bei der Blindenschacholympiade 1985 in Benidorm
(Spanien), bei der Einzel-Wm in Moskau 1986 und bei der Heim-WM des DBSB in Wunsiedel 1990 für den
DBSB tätig. Mich persönlich hat immer ganz besonders fasziniert, wie er in gemütlicher Runde eine
Schachpartie "zelebrieren" konnte. Die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer war ihm da immer gewiss.
Wir werden Helmut nicht vergessen!
Anton Lindenmair
Nachruf von Michael Dombrowsky
(Entnommen bei Chessbase.de)
Dr. Helmut Reefschläger ist tot. Dieser Satz, der eine schlichte, klare Nachricht beinhaltet, entspricht ihm
und wird ihm dennoch nicht gerecht. Der promovierte Mathematiker war ein klarer Denker, der Dinge
generalstabsmäßig vorbereitete. Von uns beiden war er der einzige, der die 400 bis 800 Seiten
Gebrauchsanleitungen meiner Autos stets vor der ersten Fahrt gelesen hat. Auch auf dem Schachbrett
liebte er deutliche Strukturen, die eine eindeutige Lösung erlaubten.
Aber es gab auch die Seite des Künstlers, des Zockers und des Genussmenschen, der sich plötzlich
jenseits aller Vernunft bewegte. Aber in jedem Bereich verriet er eine außerordentliche Begabung. Im
Schach war er ein Spätstarter. Erst mit 16 Jahren spielte er sein erstes Turnier in Detmold, erst mit 41
Jahren wurde ihm der Titel „Internationaler Meister“ von der FIDE verliehen. Dazwischen liegen
Meistertitel der Landesverbände von Niedersachsen und Hamburg 25 Einsätze in der deutschen
Nationalmannschaft, darunter die Teilnahme an der Mannschafts-Europameisterschaft in Plovdiv 1983,
und ein phantastische Serie in der ersten einteiligen Bundesliga 1980/81 und 1981/82. In den ersten
zwei Jahren lautete das Ergebnis +19, =9, -2 an den Spitzenbrettern. In dieser Zeit war er die Nummer 17
der deutschen Rangliste.
Auch als Trainer des DSB leistete er sowohl in der Sportkompanie als auch bei dem Sehbehinderten
hervorragende Arbeit.
Neben dem Schach besaß Helmut noch eine enorme künstlerische Begabung. Er spielte seit frühster
Jugend Klavier (was bei einer Klavierlehrerin als Mutter wenig überrascht) und gewann mit 19 Jahren den
ersten Kompositionswettbewerb in NRW. Im Alter spielte er drei bis vier Stunden täglich.
Da waren aber auch die nächtlichen Stunden bei Skat oder Doppelkopf in verqualmten Kneipen. Da
waren die Casino-Besuche und die Rennbahnen. „Wer jedoch ohne Fehler ist, der werfe den ersten
Stein.“ Wir kannten uns fast 40 Jahre – er wird mir fehlen.