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"Freie Presse" berichtet über Seniorenmeisterschaft 2015 des DBSB


Blindenschach: Spielzüge werden per Zeichensprache übermittelt
(Quelle: Freie Presse vom 25.07.2015 - Christian Schubert)

Die 17. Auflage der Deutschen Senioren-Einzelmeisterschaft des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes geht in diesen Tagen in Bad Elster über die Bühne. Dazu sind Spieler aus dem gesamten Bundesgebiet angereist.
Bad Elster.
Zum ersten Mal ist Bad Elster Austragungsort der deutschen Meisterschaft im Blindenschach. Gekommen sind insgesamt sieben sehbehinderte und blinde Teilnehmer aus ganz Deutschland, die um den Titel des deutschen Seniorenmeisters kämpfen. Ein Vogtländer ist nicht am Start. Die Partien gehen im Elsteraner Vital-Hotel über die Bühne - gespielt wird mit dem Rundensystem Jeder gegen Jeden. Pro Spiel gibt es einen Punkt zu gewinnen, für ein Unentschieden gibt es einen halben. Die finalen Züge und Partien gehen heute zu Ende.
Hochkonzentriert gingen die Turnierteilnehmer - alle zwischen 50 und 75 Jahren alt - in den letzten Tagen im Club-Raum des Hotels zur Sache. Für das Blindenschach werden spezielle Steckschachspiele benutzt, um die Figuren ertasten zu können, ohne dass diese verrutschen oder umfallen. Damit der blinde Spieler die weißen von den schwarzen Figuren unterscheiden kann, sind die schwarzen mit oben aufgesetzten Kügelchen oder Nägeln versehen. Auf dem Brett sind weiße und schwarze Felder durch leicht unterschiedliche Höhen ertastbar. Damit der Spieler weiß, welchen Zug sein Gegner gemacht hat, sagen sich die Teilnehmer die Spielzüge gegenseitig an. Die Partien werden auch in Blindenschrift notiert. Dafür wird unter anderem eine Punktschriftmaschine verwendet, mit der die Teilnehmer ihre Spielzüge dokumentieren. "Das dient dazu, dass andere die Partien nachspielen können, oder um die Spiele zurückzuverfolgen und zu analysieren", erklärt Turnierleiter Manfred Müller.
Unter den Teilnehmern ist der taub-blinde Gerd Jeremies aus Cunewalde. Die Spielzüge des Gegners bekommt er von seinem Betreuer Franz Langer mit der sogenannten Lormsprache übermittelt. Er tastet dazu auf die Handinnenfläche seines Schützlings. Dabei sind einzelnen Fingern sowie bestimmten Handpartien bestimmte Buchstaben zugeordnet. Manfred Müller sagt: "Viele Blinde spielen schon von klein auf Schach. Für sie ist das nicht weniger schwierig wie für Sehende."
Warum das Turnier in Bad Elster stattfindet erklärt Müller so: "Die Meisterschaft findet jedes Jahr woanders statt. Ein Bekannter eines Teilnehmers hat Bad Elster vorgeschlagen. Es ist schön ruhig hier und auch die Rahmenbedingungen passen." Müller selbst ist von Geburt an sehbehindert, er leidet an der sogenannten Regenbogenhautkrümmung. Kleine Buchstaben kann er nur mit Lupe erkennen. Im Schach sieht er besondere Vorteile. "In Senftenberg leite ich eine Kindergruppe. Die Eltern sehen im Schach viele positive Aspekte. Das Spiel fördert das logische Denken, die Konzentration und die Analysefähigkeiten, und ganz besonders bei Blinden die Vorstellungskraft."
Laut dem 73-Jährigen gibt es im deutschen Blindenschachbund keinen Nachwuchs mehr. Er sagt: "Nach dem Krieg gab es ein Haufen Kriegsblinde. Tendenziell nehmen heutzutage die Blinden ab. Das ist auf der einen Seite schön, stellt den Blindenschachbund aber vor Nachwuchsproblemen. Das sieht man an den sinkenden Mitgliederzahlen."

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