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Oliver Müller Deutscher Schnellschachmeister

(von Volkmar Lücke, Norderstedt)

An der diesjährigen Schnellschachmeisterschaft des DBSB nahmen 20 Spieler
teil, wobei sechs weitere im B-Turnier kämpften.
Der Ausrichter Volkmar Lücke bedankt sich auch hier noch einmal bei allen
Teilnehmern für das Mitmachen und den fairen Verlauf. Besonderer Dank gilt
aber
auch den Begleitern und Helfern, die alle zum guten Gelingen der
Veranstaltung beigetragen haben. Hier ist besonders auch das Engagement des
Schachklubs
Norderstedt von 1975 e.V. zu nennen, ohne dessen tatkräftige Unterstützung
der reibungslose Ablauf nicht möglich gewesen wäre. Über die positiven
Reaktionen
während des Turniers und auch per Telefon oder Mail danach habe ich mich
sehr gefreut. Alle Teilnehmer dürfen sich noch über eine CD/DVD freuen, auf
der
sich Fernsehbeiträge, Radio-Mitschnitte und weiteres Tonmaterial
einschließlich der uraufgeführten Hamburger Blindenschachhymne befinden.
Zum Auftakt der Veranstaltung spielte der bekannte Deutsche
Schachgroßmeister Jan Gustafsson simultan an 23 Brettern, wobei ihm sechs
Spieler ein Remis
abringen konnten. Dies waren neben Oliver Müller, Frank Schellmann, Manfred
Müller, Werner Kranz und Peter Ellinger auch der Gastspieler und Betreuer
aus
Hannover Fritz Obert. Den Eröffnungszug machte der Oberbürgermeister von
Norderstedt pünktlich um 18 Uhr.
In der Meisterschaft selbst hatte der 11-jährige Mirko Eichstaedt aus
Potsdam einen beachtenswerten Einstand in seinem ersten DBSB-Turnier. Er
erhielt hierfür
den Sonderpreis für den Spieler mit der größten Verbesserung im Turnier. Ich
habe als Ausrichter sicherlich meine Kompetenz überschritten , dass ich 2
jüngere Teilnehmer mitspielen ließ, die zwar beide stark sehbehindert sind,
aber noch nicht im DBSB Mitglied sind. Ich habe Mirko dann noch während
unserer
Feier als jüngstes DBSB-Mitglied offiziell begrüßt. Ich habe dies besonders
hervorgehoben, da ich bisher nur immer hörte, es gäbe für uns im DBSB keinen
Nachwuchs. Vielleicht fehlt nur das richtige Angebot und die gezielte Suche
nach förderungswürdigen jugendlichen Spielern. Auch der 16-jährige Tobias
Winker
aus Schleswig überzeugte durch sein sympathisches Auftreten.
Als Schiedsrichter trat Wilfried Rühr souverän auf, und die Turnierleitung
lag beim Vorsitzenden des Schachklubs Norderstedt, Rüdiger Schäfer, in guten
Händen.
Unser Abschlussabend verlief sehr harmonisch und in guter Stimmung. Wäre ich
nicht so stark erkältet gewesen, hätte ich sicherlich noch mehr dazu
beitragen
können. Meine Frau hat mir die Erlaubnis gegeben, in 2 Jahren wieder ein
DBSB (?)- turnier auszurichten. Entschuldigen möchte ich mich ausdrücklich
bei
den Interessenten an dem angekündigten touristischen Programm am Sonntag,
das ich leider aus gesundheitlichen Gründen absagen musste.

"Sehende" Hände ersetzen das Augenlicht
(Quelle: Hamburger Abendblatt)
Von Christopher Herbst 29. Juni 2009, 04:00 Uhr

Norderstedt. Vorsichtig tasten die Hände über das Schachbrett. Der Zug ist
wohlüberlegt. "Springer schlägt C6!" Die Replik des Gegenübers kommt prompt:
"Läufer schlägt C6!" Zeit ist Trumpf bei der Deutschen
Schnellschachmeisterschaft für Blinde und Sehbehinderte - schließlich sind
jedem Spieler nur 20
Minuten Netto-Spielzeit erlaubt pro Partie, bevor die Uhr gnadenlos
klingelt.

Doch nicht nur Schnelligkeit ist gefragt im Norderstedter Rathaus. Je nach
Grad der Behinderung sind die Teilnehmer Meister darin, ihren Nachteil durch
die anderen Sinne wettzumachen. Das Erinnerungsvermögen ist deutlich
ausgeprägter - genau wie die alltäglichen Bewegungsabläufe sind auch am
Schachbrett
unzählige Situationen im Kopf gespeichert. Die Sehkraft wird hierbei durch
das Gefühl in den Fingern ersetzt.

"So wie wir mit den Augen wahrnehmen, nehmen die Blinden mit den Händen
wahr. Die Vorstellungskraft ist schärfer", sagt Wilfried Rühr vom Hamburger
Schachverband,
der als Turnierleiter fungiert und seit 20 Jahren mit sehbehinderten
Spielern arbeitet.

Indes gilt man juristisch ab einer Sehfähigkeit von maximal 2% als blind -
bis zu 10% war ferner eine Teilnahme in Norderstedt zulässig. Ersteres traf
auf
sechs von 20 Startern zu - haben so andere Spieler einen Vorteil? Eine
pauschale Aussage möchte keiner treffen. Schließlich hängt Schach primär von
logischem
Denken und einem wachen Verstand ab. "Vielleicht dauert es durch das
Ertasten etwas länger. Aber wenn ich auf einen so guten Gegner wie Dieter
Bischoff
treffe, habe ich auch Schwierigkeiten", sagt Oliver Müller.

Der 39-jährige Bremer, der noch einen Rest Sehfähigkeit besitzt, gilt als
derzeit bester Schachspieler seiner Klasse und gewann 2009 den Titel in der
Schnell-
und in der Normaldisziplin. Für Wilfried Rühr keine Überraschung:
"Erfahrungsgemäß gewinnen auch unter Zeitdruck die gleichen Spieler. Es ist
aber ein
Vorteil, das Turnier an einem Tag durchzuziehen."

Die Anerkennung seitens der bundesdeutschen Schachszene ist den Blinden und
Sehbehinderten gewiss. Die Mitglieder des Deutschen Blindenschachbundes
(DBSB)
werden offiziell als 17. Bundesland beim nationalen Dachverband (DSB)
geführt und haben deshalb auch ein garantiertes Startrecht bei allen
Titelkämpfen.

A-Gruppe
Endstand nach 9 Runden
Rang Teilnehmer          Titel TWZ  Verein/Ort     S R V Punkte Buchh
1.   Müller, Oliver      FM    2308 Bremen         7 2 0 8.0    48.0
2.   Schulz, Gert              2092 Bad Vilbel     6 2 1 7.0    47.5
3.   Pohlers, Jürgen           2085 Leipzig        4 4 1 6.0    48.5
4.   Bischoff, Dieter          2156 Heidelberg     4 3 2 5.5    48.5
5.   Kröger, Eckhard           2084 Hannover       4 3 2 5.5    46.5
6.   Schellmann, Frank         2133 Halle          3 4 2 5.0    48.0
7.   Müller, Manfred           2076 Senftenberg    5 0 4 5.0    45.5
8.   Antlitz, Norbert          1713 Hamburg        4 2 3 5.0    38.5
9.   Steinhart, Matthias       1845 Freiburg       4 1 4 4.5    46.5
10.  Kuhlmann, Hans-P.         2032 München        3 3 3 4.5    46.0
11.  Ellinger, Peter           2023 Hannover       4 1 4 4.5    36.0
12.  Kansier, Frank            1561 Hannover       3 3 3 4.5    33.5
13.  Eichstädt, Mirko          1418 Potsdam        3 2 4 4.0    39.0
14.  Lücke, Volkmar            1942 Norderstedt    3 2 4 4.0    37.5
15.  Ehrsam, Olaf              1598 Rendsburg      4 0 5 4.0    36.5
16.  Kranz, Werner             1702 Hamburg-Rissen 3 1 5 3.5    32.0
17.  Beilfuß, Björn            1698 Hamburg        3 0 6 3.0    33.0
18.  Winker, Tobias                 Schleswig      3 0 6 3.0    31.0
19.  Beckmann, Wilhelm         1505 Leverkusen     1 3 5 2.5    34.0
20.  Fandrich, Udo             1146 Hannover       1 0 8 1.0    34.0

B-Gruppe
Endstand nach 10 Runden
1. Bastron, Alexander      Hamburg   9 0 1 9.0 36.00
2. Dietsche, Birgit   1457 Böblingen 6 0 4 6.0 25.50
3. Winker, Fabian          Schleswig 6 0 4 6.0 22.50
4. Lange, Ilse        1150 Hamburg   3 2 5 4.0 13.50
5. Weißflog, Helga         Hannover  3 1 6 3.5 11.00
6. Asbeck, Gerd            Hamburg   1 1 8 1.5 8.00

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