(von Volkmar Lücke, Norderstedt) An der diesjährigen Schnellschachmeisterschaft des DBSB nahmen 20 Spieler teil, wobei sechs weitere im B-Turnier kämpften. Der Ausrichter Volkmar Lücke bedankt sich auch hier noch einmal bei allen Teilnehmern für das Mitmachen und den fairen Verlauf. Besonderer Dank gilt aber auch den Begleitern und Helfern, die alle zum guten Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Hier ist besonders auch das Engagement des Schachklubs Norderstedt von 1975 e.V. zu nennen, ohne dessen tatkräftige Unterstützung der reibungslose Ablauf nicht möglich gewesen wäre. Über die positiven Reaktionen während des Turniers und auch per Telefon oder Mail danach habe ich mich sehr gefreut. Alle Teilnehmer dürfen sich noch über eine CD/DVD freuen, auf der sich Fernsehbeiträge, Radio-Mitschnitte und weiteres Tonmaterial einschließlich der uraufgeführten Hamburger Blindenschachhymne befinden. Zum Auftakt der Veranstaltung spielte der bekannte Deutsche Schachgroßmeister Jan Gustafsson simultan an 23 Brettern, wobei ihm sechs Spieler ein Remis abringen konnten. Dies waren neben Oliver Müller, Frank Schellmann, Manfred Müller, Werner Kranz und Peter Ellinger auch der Gastspieler und Betreuer aus Hannover Fritz Obert. Den Eröffnungszug machte der Oberbürgermeister von Norderstedt pünktlich um 18 Uhr. In der Meisterschaft selbst hatte der 11-jährige Mirko Eichstaedt aus Potsdam einen beachtenswerten Einstand in seinem ersten DBSB-Turnier. Er erhielt hierfür den Sonderpreis für den Spieler mit der größten Verbesserung im Turnier. Ich habe als Ausrichter sicherlich meine Kompetenz überschritten , dass ich 2 jüngere Teilnehmer mitspielen ließ, die zwar beide stark sehbehindert sind, aber noch nicht im DBSB Mitglied sind. Ich habe Mirko dann noch während unserer Feier als jüngstes DBSB-Mitglied offiziell begrüßt. Ich habe dies besonders hervorgehoben, da ich bisher nur immer hörte, es gäbe für uns im DBSB keinen Nachwuchs. Vielleicht fehlt nur das richtige Angebot und die gezielte Suche nach förderungswürdigen jugendlichen Spielern. Auch der 16-jährige Tobias Winker aus Schleswig überzeugte durch sein sympathisches Auftreten. Als Schiedsrichter trat Wilfried Rühr souverän auf, und die Turnierleitung lag beim Vorsitzenden des Schachklubs Norderstedt, Rüdiger Schäfer, in guten Händen. Unser Abschlussabend verlief sehr harmonisch und in guter Stimmung. Wäre ich nicht so stark erkältet gewesen, hätte ich sicherlich noch mehr dazu beitragen können. Meine Frau hat mir die Erlaubnis gegeben, in 2 Jahren wieder ein DBSB (?)- turnier auszurichten. Entschuldigen möchte ich mich ausdrücklich bei den Interessenten an dem angekündigten touristischen Programm am Sonntag, das ich leider aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. "Sehende" Hände ersetzen das Augenlicht (Quelle: Hamburger Abendblatt) Von Christopher Herbst 29. Juni 2009, 04:00 Uhr Norderstedt. Vorsichtig tasten die Hände über das Schachbrett. Der Zug ist wohlüberlegt. "Springer schlägt C6!" Die Replik des Gegenübers kommt prompt: "Läufer schlägt C6!" Zeit ist Trumpf bei der Deutschen Schnellschachmeisterschaft für Blinde und Sehbehinderte - schließlich sind jedem Spieler nur 20 Minuten Netto-Spielzeit erlaubt pro Partie, bevor die Uhr gnadenlos klingelt. Doch nicht nur Schnelligkeit ist gefragt im Norderstedter Rathaus. Je nach Grad der Behinderung sind die Teilnehmer Meister darin, ihren Nachteil durch die anderen Sinne wettzumachen. Das Erinnerungsvermögen ist deutlich ausgeprägter - genau wie die alltäglichen Bewegungsabläufe sind auch am Schachbrett unzählige Situationen im Kopf gespeichert. Die Sehkraft wird hierbei durch das Gefühl in den Fingern ersetzt. "So wie wir mit den Augen wahrnehmen, nehmen die Blinden mit den Händen wahr. Die Vorstellungskraft ist schärfer", sagt Wilfried Rühr vom Hamburger Schachverband, der als Turnierleiter fungiert und seit 20 Jahren mit sehbehinderten Spielern arbeitet. Indes gilt man juristisch ab einer Sehfähigkeit von maximal 2% als blind - bis zu 10% war ferner eine Teilnahme in Norderstedt zulässig. Ersteres traf auf sechs von 20 Startern zu - haben so andere Spieler einen Vorteil? Eine pauschale Aussage möchte keiner treffen. Schließlich hängt Schach primär von logischem Denken und einem wachen Verstand ab. "Vielleicht dauert es durch das Ertasten etwas länger. Aber wenn ich auf einen so guten Gegner wie Dieter Bischoff treffe, habe ich auch Schwierigkeiten", sagt Oliver Müller. Der 39-jährige Bremer, der noch einen Rest Sehfähigkeit besitzt, gilt als derzeit bester Schachspieler seiner Klasse und gewann 2009 den Titel in der Schnell- und in der Normaldisziplin. Für Wilfried Rühr keine Überraschung: "Erfahrungsgemäß gewinnen auch unter Zeitdruck die gleichen Spieler. Es ist aber ein Vorteil, das Turnier an einem Tag durchzuziehen." Die Anerkennung seitens der bundesdeutschen Schachszene ist den Blinden und Sehbehinderten gewiss. Die Mitglieder des Deutschen Blindenschachbundes (DBSB) werden offiziell als 17. Bundesland beim nationalen Dachverband (DSB) geführt und haben deshalb auch ein garantiertes Startrecht bei allen Titelkämpfen. A-Gruppe Endstand nach 9 Runden Rang Teilnehmer Titel TWZ Verein/Ort S R V Punkte Buchh 1. Müller, Oliver FM 2308 Bremen 7 2 0 8.0 48.0 2. Schulz, Gert 2092 Bad Vilbel 6 2 1 7.0 47.5 3. Pohlers, Jürgen 2085 Leipzig 4 4 1 6.0 48.5 4. Bischoff, Dieter 2156 Heidelberg 4 3 2 5.5 48.5 5. Kröger, Eckhard 2084 Hannover 4 3 2 5.5 46.5 6. Schellmann, Frank 2133 Halle 3 4 2 5.0 48.0 7. Müller, Manfred 2076 Senftenberg 5 0 4 5.0 45.5 8. Antlitz, Norbert 1713 Hamburg 4 2 3 5.0 38.5 9. Steinhart, Matthias 1845 Freiburg 4 1 4 4.5 46.5 10. Kuhlmann, Hans-P. 2032 München 3 3 3 4.5 46.0 11. Ellinger, Peter 2023 Hannover 4 1 4 4.5 36.0 12. Kansier, Frank 1561 Hannover 3 3 3 4.5 33.5 13. Eichstädt, Mirko 1418 Potsdam 3 2 4 4.0 39.0 14. Lücke, Volkmar 1942 Norderstedt 3 2 4 4.0 37.5 15. Ehrsam, Olaf 1598 Rendsburg 4 0 5 4.0 36.5 16. Kranz, Werner 1702 Hamburg-Rissen 3 1 5 3.5 32.0 17. Beilfuß, Björn 1698 Hamburg 3 0 6 3.0 33.0 18. Winker, Tobias Schleswig 3 0 6 3.0 31.0 19. Beckmann, Wilhelm 1505 Leverkusen 1 3 5 2.5 34.0 20. Fandrich, Udo 1146 Hannover 1 0 8 1.0 34.0 B-Gruppe Endstand nach 10 Runden 1. Bastron, Alexander Hamburg 9 0 1 9.0 36.00 2. Dietsche, Birgit 1457 Böblingen 6 0 4 6.0 25.50 3. Winker, Fabian Schleswig 6 0 4 6.0 22.50 4. Lange, Ilse 1150 Hamburg 3 2 5 4.0 13.50 5. Weißflog, Helga Hannover 3 1 6 3.5 11.00 6. Asbeck, Gerd Hamburg 1 1 8 1.5 8.00