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Dähne-Pokal 2008 in Magdeburg


(von  Oliver Müller, Bremen)

Anmerkung der Redaktion: Die Fakten wurden hier zwar schon veröffentlicht,
es ist aber natürlich immer wesentlich besser, wenn der Bericht von einem
unmittelbar Beteiligten kommt - vielen Dank Oliver!

Vom 22. bis 24. Mai 2008 fand in Magdeburg die Endrunde der Deutschen
Pokal-Einzelmeisterschaft (besser bekannt als "Dähne-Pokal") statt. Neu und
eine sehr gute Idee war es, dieses Turnier zusammen mit den Endrunden der
Deutschen Amateurmeisterschaft ( Ramada-Cup) und der Deutschen
Pokal-Mannschaftsmeisterschaft auszurichten, was dem ganzen einen
öffentlichkeitswirksamen und angenehm lebhaften Charakter verlieh.
Mannschaftspokalsieger wurde übrigens erneut der OSC Baden-Baden.

Aus den Landesverbänden wurden 32 Schachspieler für den Dähne-Pokal
nominiert. Gespielt wurden - ebenfalls eine Neuerung - 5 Runden nach dem
modernen "Swiss-KO"-System, bei dem jeder Verlierer der K.O.-Runde das
Turnier einfach nach Schweizer System weiterspielt und die bisher erzielten
vollen Punkte aus den K.O.-Runden mitnimmt. Zu beachten ist die Formulierung
"volle Punkte", denn bei einem Remis wird im K.O.-System ja bekanntlich eine
Entscheidung durch Blitzpartien oder Losentscheid herbeigeführt, und für das
weitere Turnier zählt nur die Eins oder Null, während das tatsächlich
erspielte Remis nur bei der späteren DWZ-Auswertung berücksichtigt wird.

Und da sind wir auch schon bei einem wichtigen Thema: Der Losentscheid bei
Remis, der als Sonderregelung für den Vertreter des DBSB eingeführt wurde,
um die deutliche Benachteiligung bei Blitzpartien zu vermeiden. Schon in der
zweiten Runde kam diese Regelung bei mir zur Anwendung.    Nachdem ich in
der ersten Runde recht klar gegen A. Scholz aus Mainz gewonnen hatte, wurde
ich in der zweiten Runde gegen FM Jürgen Brustkern gelost, der mich beim
Schnellschach vor vielen Jahren mal fürchterlich abgezogen hatte. Ich stand
etwas besser, konnte aber keinen siegbringenden Vorteil erzielen und wir
einigten uns durch Zugwiederholung auf Remis. Da trat der Schiedsrichter
Thomas Wiedmann auf den Plan und schickte sich an, eine Münze zu werfen und
fragte mich, was ich denn haben wollte,   Kopf oder Zahl. Kurz, nachdem ich
mich für "Kopf" entschieden hatte, meldete sich mein Gegner zu Wort und
beschwerte sich fragend darüber, warum ich denn zuerst aussuchen dürfe,
schließlich sei ich ja durch den Losentscheid ohnehin schon im Vorteil...
(ja, liebe Leser, schmunzeln Sie ruhig ein wenig, ich musste mir das vor Ort
verkneifen.) Ich bot sofort an, meinem Gegner die erste Wahl zu überlassen,
worauf dieser sogleich diesen Vorteil gnadenlos ausnutze, mir meine geniale
Idee klaute und ebenfalls "Kopf" wählte. Bedauerlicherweise zeigte die zu
Boden gefallene Münze aber "Zahl", und noch bevor ich erklären konnte, mit
welchen magischen Kräften ich den Fall der Münze beeinflusst habe, zog der
andere FM etwas düpiert von dannen. Ohne Glück kann man auch beim Schach
eben nichts gewinnen!

Die dritte Runde - also das Viertelfinale - bestritt ich gegen den jungen
Paul Zwahr aus Dresden, der seine leicht vorteilhafte Stellung überraschend
schwach weiterspielte und in eine Verluststellung verwandelte, die ich zu
einem für mich klar gewonnenen Turmendspiel abwickeln konnte. Das am
Nachmittag folgende Halbfinale gegen FM Hauke Reddmann aus
Hamburg-Wilhelmsburg dauerte ebenfalls über vier Stunden, wobei mir hier ein
klarer, nur zwischenzeitlich etwas wackliger Start-Ziel-Sieg mit einer
hübschen kleinen Kombination gelang. Nach diesem harten Arbeitsfreitag stand
ich also im Finale des Dähne-Pokals!

(Das Abendessen habe ich durch eine "Streuerverwechslung" versehentlich
versalzen, aber es schmeckte trotzdem köstlich!)

Am Samstagvormittag durfte ich also das Endspiel gegen Herrn FM Hans-Joachim
Vatter vom SK Freiburg-Wiehre spielen, ein Gegner, den man in diesem Turnier
auch "Häuptling schnelle Hand" hätte nennen können, denn in allen vier
vorangegangenen Partien machte er schnell remis, um seine Gegner dann im
Blitzen abzuzocken. Diese Strategie wollte er wohl bis zum Gesamtsieg
durchziehen und damit die ganze Veranstaltung zu einem Blitzturnier
verkommen lassen, doch hatte er nicht damit gerechnet, dass er in der
Schlussrunde gegen den Vertreter des DBSB spielen muss, wo dieser Plan nicht
funktioniert. Oder doch? Herr Vatter hatte doch tatsächlich über den
Turnierleiter den Vorschlag an mich herangetragen, bei einem Remis zumindest
zwei 25-Minuten Schnellschachpartien zu spielen, "wegen der Presse, weil so
ein Losentscheid doch nicht so gut aussieht...". Diesen Vorschlag lehnte ich
natürlich kategorisch ab, nicht zuletzt auch aus Fairness den anderen
Spielern gegenüber, die unter der Voraussetzung "Losentscheid" gegen mich
angetreten sind. Abgesehen davon wäre ich beim Schnellschach klar im
Nachteil gewesen, da die elektronischen Uhren dort für mich nur sehr schwer
abzulesen sind    und ich noch wenig Übung in der Benutzung des Steckbrettes
unter Zeitdruck habe.

Letztendlich hat mein Gegner aber gezeigt, dass er durchaus in der Lage ist,
auch lange Partien gut zu spielen und konnte meine Ungenauigkeiten ausnutzen
und nach langem, spannendem, kiebitzfreundlichem Kampf meine letzten
Dauerschachversuche abwehren und das Spiel und damit auch den Pokal
gewinnen.

Mir blieb der ehrenvolle 2. Platz, ein nettes Preisgeld sowie die Erfahrung,
wieder ein interessantes, spannendes und lehrreiches Turnier gespielt zu
haben!

Ich bedanke mich an dieser Stelle beim Vorstand des DBSB für die Nominierung
zu diesem Turnier und für die Unterstützung, insbesondere durch die
Betreuung von unserem Trainer Detlef Neukirch.

Zum Abschluss noch die Tabelle der Preisträger:

Platz   Name                                     Verband        DWZ
Punkte

1.         FM Vatter, Hans-Joachim            Baden
2328            5,0

2.         FM Müller,  Oliver                        DBSB             2219
4,0

3.         FM Reddmann, Hauke            Hamburg      2268            4,0

4.         IM Telljohann, Sven               Hessen          2409
3,5

5.         FM Ritscher,, Jan-Paul            Hamburg      2254
3,5

von 31 Teilnehmern (ein Spieler ist nicht erschienen)

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