Bericht vom Kandidatenturnier zur Deutschen
Einzelmeisterschaft des DSB
Von Olaf Dobierzin, Leipzig
In der 2. Augusthälfte 2024 fanden an der Landessportschule Württemberg
in Ruit-Ostfildern die Turniere zur Deutschen Einzelmeisterschaft der
Damen und Herren statt. In Vertretung von Oliver Müller, der seine
Teilnahmeberechtigung als Deutscher Meister des DBSB 2023 wegen
gesundheitlicher Bedenken nicht wahrnahm, wurde mir als Zweitplatziertem
die Ehre zuteil, für den DBSB beim Kandidatenturnier zur DEM vom
18.-26.8.24 an den Start zu gehen. So reiste ich in Begleitung des
Bundestrainers des DBSB, Wilfried Bode, am 18.8. an.
Obwohl das Teilnehmerfeld in diesem Jahr deutlich schwächer war als im
Vorjahr - diesmal waren nur 26 Spieler, darunter ein Großmeister, am
Start -, war klar, dass ich hier krasser Aussenseiter bin (der
ELO-Abstand zum "schwächsten" möglichen Gegner betrug knapp 200
Punkte).
Diesmal wurden alle Turniere in einer geräumigen Sporthalle
durchgeführt, wo sehr gute Spielbedingungen herrschten. Gespielt wurden
9 Runden Schweizer System, darunter an zwei Tagen Doppelrunden. Die
Bedenkzeit betrug wie üblich 90 Minuten für 40 Züge + 30 Minuten für den
Rest der Partie und ein Bonus von 30 Sekunden pro Zug.
Nun zum Turnierverlauf:
In der 1. Runde traf ich mit Weiß auf Cedric Cassard (2286), den ich
beim Dähnepokal 2020 besiegen konnte, doch diesmal revanchierte er
sich, nachdem ich infolge einer ungünstigen Abwicklung in Nachteil
geriet.
Auch die Partien in den Runden 2 (Schwarz gegen Tom Linus Bosselmann
(2184) und 3 (Weiß gegen Aaron Gröbel (2142) gingen verloren.
In Rundde 4 schaffte ich mit Weiß gegen Felix Gerlach (2161) nach einem
Dauerschach meines Gegners ein Remis.
Leider beging ich in Runde 5 mit Schwarz gegen den eloschwächsten Gegner
Max Weidenhöfer (2085) in der Eröffnung einen groben Fehler und verlor
chancenlos.
Runde 6 brachte das Duell der Turniersenioren. Nach interessantem
Partieverlauf musste ich mit Weiß gegen IM Alexander Maier (2259) am
Ende doch die Segel streichen.
In Runde 7 mit Schwarz gegen den elostärksten Gegner FM Torben Knüdel
(2336) führte ein Fehler in der Eröffnung zu geghnerischem Vorteil und
schließlich zur Niederlage.
Nur ein halber Punkt aus 7 Partien war schon frustrierend. Geht da noch was?
In Runde 8 spielte ich mit Weiß gegen Marius Gramb (2146) meine beste
Partie und erlangte nach etwas sorglosem Spiel meines Gegners
entscheidenden Angriff. Doch in der Euphorie des nahen Sieges übersah
ich ein gegnerisches Schachgebot und verlor auch diese Partie noch.
Runde 9 tröstete mich etwas nach dieser bitteren Niederlage. In einer
Zeitnotschlacht konnte ich mit Schwarz gegen Florian Stricker (2156)
nach spannendem Partieverlauf meinen Materialvorteil in den ersten und
einzigen Sieg ummünzen. Dafür erhielt ich den Preis für die Partie des
Tages, der nach jeder Runde für die - nach Meinung der Jury -
interessanteste Partie vergeben wurde.
Somit schloss ich das Turnier als Letzter mit 1,5 Punkten ab. Bei einem
Sieg in der 8. Runde hätte ich die Rote Laterne noch abgegeben. Schade!
Mein Dank gilt Wilfried Bode für die gute gemeinsame Vorbereitung auf
die Partien. Leider gelang es mir mehrfach nicht, die betrachteten
Varianten auch in den Partien anzuwenden. Die Folge waren einige grobe
Fehler und Ungenauigkeiten schon in der Eröffnungsphase, die zu
vermeidbaren Niederlagen führten. In den beiden letzten Runden zeigte
sich aber auch, dass bei gutem Spiel auch gegen starke Gegner einiges
möglich ist.
Nach spannendem Turnierverlauf siegte am Ende der favorisierte GM Hagen
Poetsch mit 6,5 Punkten vor dem punktgleichen FM Marco Dobrikov sowie
den IM Tobias Kügel, Tobias Kölle und Jonas Rosner (je 6 Punkte).
Herzlichen Glückwunsch!
Bei der DEM-Meisterklasse (10 Teilnehmer, 9 Runden) siegte GM Dmitrij
Kollars mit 6 Punkten, das German Masters der Frauen wurde eine sichere
Beute von Fiona Siebert mit 7,5 Punkten, während bei der Deutschen
Einzelmeisterschaft der Frauen (20 Teilnehmerinnen, 9 Runden) Tatyana
Kostak mit 7,5 Punkten erfolgreich war. Auch hierzu meinen Glückwunsch.
Mein Dank gilt den Organisatoren des Württembergischen Schachverbandes
und dem Schiedsrichterteam um Bundesturnierdirektor Michael Rütten und
Michael Weber für die reibungslose Organisation der Turniere.
Neben dem Schachspiel bot die Sportschule auch genügend Möglichkeiten
der sportlichen Betätigung. Wilfried und ich nutzten die Freizeit neben
der Vorbereitung auf die Partien auch zu Spaziergängen und Erkundungen
in der näheren Umgebung unter Nutzung der U-Bahn.
Olaf Dobierzin