Bericht über die IBCA-Europameisterschaft vom 15. bis 25. Juni 2024 in Ploiesti (Rumänien)

Die letzte IBCA-Europameisterschaft liegt bereits neun Jahre zurück und fand 2015 in Lyon statt. 2020 war die 7. Auflage in Serbien geplant, doch dann kam die Covid-Pandemie und auch 2021 konnte sie nicht nachgeholt werden. 2019 fand die Mannschafts-Europameisterschaft in Calimanesti (Rumänien) statt.

Es meldeten sich nur wenige Kaderspieler für die Teilnahme an der diesjährigen Europameisterschaft.
Da die geplante Jugend- und Frauenweltmeisterschaft in Asien für unsere Spieler/Spielerinnen nicht in Frage kam, entschied der Vorstand, die dafür geplanten Mittel für die Europameisterschaft in Rumänien umzuwidmen und damit unseren Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ein internationales Turnier zu spielen.

Unsere Delegation bestand aus den Spielern Dominik Müller, Frank Schellmann, Olaf Dobierzin, Dieter Riegler, Samuel und Nathan van Melle sowie der Delegationsleiterin Melanie Ahrens.
Uwe Hahnewald schloss sich unserer Delegation als Selbstzahler an, er wollte gern mal ein internationales Turnier wagen. Die Begleitpersonen Manuela Wich, Gabriele Pohlers, Luise Schellmann und Cornelius van Melle ergänzten unser Team. Mit von der Partie war wie immer unser Bundestrainer Wilfried Bode.

Die Anreise verlief am 15.Juni in zwei Gruppen aus München und Frankfurt reibungslos.

Doch bereits am 1. Spieltag bei der Sitzung der technischen Kommission lüftete der rumänische Veranstalter sein Vorhaben. Es sollte wieder mit einer Bedenkzeit von 90 Minuten für die gesamte Partie plus 30 Sekunden für jeden gespielten Zug gespielt werden. Die Notation sollte bis zum Schluss erfolgen. Regelungen, die die IBCA im Vorfeld  empfohlen hatte, sollten übergangen werden. Nur durch das entschlossene Handeln unserer Teamleiterin Melanie Ahrens und unserem Bundestrainer Wilfried Bode konnte per Abstimmung dieses Vorhaben durchkreuzt werden und die Bedenkzeit wurde mit 120 Minuten für die gesamte Partie plus 30 sec für jeden gespielten Zug festgelegt. Notiert werden mussten die Züge bis 5 Minuten vor Zeitüberschreitung. Gespielt wurde nachmittags 15:00 Uhr.

Die Europameisterschaft wurde im Hotel „Central“, welches sich im Zentrum der Stadt Ploiesti befindet, ausgetragen. Die Spielbedingungen waren gut, sieht man mal davon ab, dass hin und wieder die Klimaanlage etwas zu kühl eingestellt war.

Die Verpflegung war gut, jedoch vielleicht für den einen oder anderen nicht sehr abwechslungsreich. Geflügelfleisch in verschiedenen Variationen gab es jeden Tag, als Beilagen Kartoffeln, Spaghetti, Reis, Nudeln und Polenta. Gemüse, Obst und Desserts sowie Getränke wurden ausreichend angeboten.

Im Hotel gab es eine Bar, doch das Ordern von Getränken war mitunter sehr schwierig. Nicht jede Servicekraft verstand Englisch. Die Fußballbegeisterten konnten hier die Fußballspiele
der Europameisterschaft am Fernseher verfolgen.

Leider war die gesamte Zeit der Wellnessbereich im Hotel geschlossen, obwohl sich viele Teilnehmer eine Abkühlung von den hohen Temperaturen gewünscht hätten.

63 Schachfreunde aus 22 Nationen gingen in 9 Runden am 16.6. nach Schweizer System an den Start.
Nachfolgend eine kleine Zusammenfassung für jeden Spieler des DBSB, der an diesem Turnier teilnahm.

Die besten Aussichten auf einen Medaillenrang konnte sich Dominik Müller aus Magdeburg ausrechnen. Er war an Nummer 3 gesetzt und spielte erstmals bei einem IBCA-Turnier mit. Er zählte auch zu den 5 Spielern, die erstmals einer Sehkontrolle unterzogen wurden. Von Beginn an reihte er sich in der Spitzengruppe ein und erst in Runde 7, als er gegen den Ex-Weltmeister Jacek Stachanczyk verlor, fiel er etwas zurück. In der letzten Runde siegte Dominik schnell und sicherte sich mit 5,5 Punkten das beste deutsche Ergebnis und belegte Rang 10.

Dieter Riegler startete mit zwei Niederlagen in Folge gegen die Frauen-Weltmeisterin Lubov Zsiltzova und Costica Marchidan. kämpfte sich in Runde drei in einer langen Partie trotz schlechtem Ansagen seines Gegners ins Turnier zurück. Im weiteren Verlauf punktete er sehr gut und hatte in der letzten Runde die Möglichkeit, bester deutscher Spieler zu werden. Mit einem Remis in der letzten Runde gegen FM Sretko Avram erreichte Dieter ebenfalls 5,5 Punkte und Rang 18.

Nach einem glücklichen Sieg in Runde 1 konnte sich Frank Schellmann auch in der erweiterten Spitze festsetzen. Er remisierte dank seiner guten Ergebnisse gegen sehr starke Gegnerschaft. In Runde 2 und 5 war durchaus mehr als ein Unentschieden gegen die Ex-Weltmeister Predrag Nikac und Jacek Stachanczyk möglich. Dann baute Frank leider etwas ab, konnte nur noch 1,5 Punkte aus 4 Partien erzielen und belegte mit 5,0 Punkten den Rang 19.

Olaf Dobierzin fand in diesem Turnier nicht recht in die Spur und war am Ende glücklich mit ebenfalls 5,0 Punkten und Rang 24.

DBSB-Vizemeister Uwe Hahnewald spielte sein erstes internationales IBCA-Turnier. In Runde 1 verlor er unglücklich und sah sich am folgenden Tag keinem Gegner gegenüber, da dieser nicht antrat. Uwe punktete dann erfolgreich gegen gute Gegnerschaft. In Runde 7 saß er dann der Frauen-Weltmeisterin Lubov Zsiltzova gegenüber, es entwickelte sich ein spannender Kampf, der in Uwes Zeitnot mit einem Dauerschach endete. Die Analyse ergab später, dass Uwe sogar Matt setzen hätte können. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits 4,0 Punkte, aber er verlor dann die beiden letzten Runden. Schade, nur noch Rang 43.

Unsere Youngstars Samuel (16) und Nathan (14 Jahre) nahmen zum ersten Mal an einem Blindenschachturnier teil und zeigten beide, dass sie riesige Fortschritte in den letzten Jahren mit Hilfe unseres Bundestrainers gemacht haben. Samuel gewann gegen bessere Gegner,  in Runde 3 gegen Miroslav Murin (Slowakei) und Runde 9 gegen Miso Culjak (Kroatien) und konnte auch weitere gute Unentschieden erzielen. Am Ende stehen 40 ELO-Punkte plus auf seinem Konto und Rang 45 mit 4,0 Punkten.

Sein jüngerer Bruder Nathan konnte in diesem Turnier sogar dreimal gewinnen. Die Konstanz fehlt leider noch, aber trotzdem ein schönes Ergebnis mit 3,0 Punkten und Rang 58.

Unsere zweite Vorsitzende Melanie Ahrens wagte sich nicht nur als Delegationsleiterin, sondern spielte auch das Turnier mit. Sie spielt erst seit drei Jahren Schach. Sie hatte leider gleich in Runde 1 das Freilos und kam so zu einem kampflosen Punkt, der ihr aber in Folge sehr starke Gegner eintrug. Melanie schreckte das nicht ab und sie kämpfte Tag für Tag und wurde bereits in Runde drei dafür mit einem Unentschieden gegen Emil Muri (Slowenien) belohnt. In der letzten Runde traf Melanie auf die Italienerin Monica De Fazio, konnte eine Figur gewinnen und traute sich wegen der wenigen Bedenkzeit nicht, diese eigentlich gewonnene Partie weiterzuspielen. Ein zweites Unentschieden war die Folge und nicht der letzte Platz in der Tabelle.

Melanie freut sich über ihr Ergebnis und schmiedet bereits Pläne für nächstes Jahr.

Wir danken Melanie für ihren Einsatz als Delegationsleiterin.

Am Donnerstag hatte der Veranstalter morgens vor der Partie einen Ausflug in eine
Salzmine organisiert. Von unserem Team nahmen nur zwei teil, weil die anderen feststellten,
dass sie nicht die entsprechende Kleidung für die zu erwartenden Temperaturunterschiede im Reisegepäck hatten.

Unser Bundestrainer Wilfried Bode bereitete die Spieler einzeln auf ihre Partien vor und war rund um die Uhr im Einsatz. Während der Partien war er bei Problemen wie Stellungsuntersxchieden stets rasch zur Stelle und nach den Partien bot er den Spielern noch eine Analyse ihres Spiels an.

Im Namen aller Spieler herzlichen Dank an Wilfried!

Unsere vier Begleitpersonen waren immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wurden, beispielsweise organisierte Manuela für Dominik noch spät am Abend einen DVD-Player, damit er sich auf die nächste Runde vorbereiten konnte. Insbesondere Luise unterstützte Melanie, damit sie
organisatorische Aufgaben für das Team erledigen konnte. Melanie und Frank sorgten gemeinsam für die tägliche Berichterstattung an Toni bzw. die WhatsApp-Gruppe.

Der Kampf um die Treppchenplätze war bis zuletzt spannend, da der große Favorit und amtierende Weltmeister GM Tazbir frühzeitig halbe Punkte abgab und erst in der letzten
Runde seine Dominanz beweisen konnte.  Überraschenderweise schoben sich durch die zweite Wertung auf den Silber- und Bronzerang Jacek Stachanczyk (Polen)und Roberto Clemente Llamero (Spanien) mit jeweils 6,5 Punkten.

Allein vier Spieler aus Polen kamen in die Top Ten, bester deutscher Spieler wurde Dominik
Mueller wie gesagt auf Rang 10.

Die Siegerehrung fand im Anschluss an die letzte Partie statt. Danach folgte das Abendessen, und wer noch nicht müde war und seinen Koffer für die Abreise schon gepackt hatte, traf sich
zum letzten Mal in der Bar.

Beide Flüge nach Frankfurt und München hatten Verspätung, doch alle Teilnehmer
sind sicher zu Hause angekommen.

Frank Schellmann
DBSB-Spielleiter und Turnierteilnehmer
Juni 2024